Schon zu Bauchzeiten kann das Gewicht des Babys für Stress sorgen. Dabei lässt es sich zu diesem Zeitpunkt gar nicht sachlich ermitteln. Es wird anhand verschiedener gemessener Parameter vom Programm der jeweiligen Ultraschallsoftware errechnet. Dementsprechend gibt es häufig große Abweichungen zwischen dem vorab ermittelten und dem tatsächlichen Gewicht nach der Geburt.
Zum einen verläuft schon in der Schwangerschaft das Babywachstum in Schüben. Somit sind einzelne Werte meist wenig aussagekräftig und man muss immer einen Verlauf beurteilen. Zum anderen entwickeln sich Babys sehr individuell. So gibt es kleine und große sowie zarte und kräftige Babys. Reifgeborene gesunde Babys haben ein ungefähres Geburtsgewicht zwischen 2400 und 4300 Gramm.
Da in den ersten Tagen Flüssigkeit aus dem Gewebe und auch der erste Stuhlgang (Mekonium) ausgeschieden wird, nehmen Babys in den ersten Tagen zunächst etwas ab. Diese Gewichtsabnahme liegt meist zwischen fünf bis sieben Prozent des Körpergewichtes und beschränkt sich auf die ersten drei Tage. Dann stagniert das Gewicht meist ein oder zwei Tage. Ungefähr ab dem fünften Tag nach der Geburt nimmt das Baby wieder zu. So haben die meisten Kinder spätestens nach zehn Tagen ihr Geburtsgewicht wieder erreicht.
Nicht leichtfertig ohne klare Indikation zufüttern
Wenn ein Baby mehr als sieben Prozent seines Geburtsgewichtes abnimmt, sollte das Stillen genau angeschaut und eventuell Maßnahmen zur Optimierung ergriffen werden. Meist sorgt schon häufigeres Anlegen für eine Steigerung der Milchmenge. Eventuell ist dafür ein sanftes Wecken eines eher schläfrigen Neugeborenen erforderlich. Manchmal sind es aber auch andere Probleme, die die Gewichtszunahme ungünstig beeinflussen. Je früher man bei Stillproblemen die Ursache findet und behebt, umso schneller normalisiert sich die Zunahme wieder. Das gilt natürlich auch, wenn ein mit Pre-Nahrung gefüttertes Baby nicht entsprechend zunimmt. Auch hier können eine Saugschwäche oder eine durch Hyperbilirubinämie (Neugeborenengelbsucht) bedingte Schläfrigkeit dafür sorgen, dass das Baby nicht genug Nahrung zu sich nimmt.
Der jeweilige Handlungsbedarf ist je nach Ursache immer individuell. Bei gestillten Kindern ist in der Regel nicht sofort eine Zufütterung erforderlich. Sie sollte aber auch nicht ausgeschlossen werden, wenn alle zuvor ergriffenen Maßnahmen nicht erfolgreich waren. Denn ein Kind, das nicht gut zunimmt, wird in der Regel noch ein bisschen müder und trinkt dann noch weniger, so dass man schnell in einem Teufelskreislauf landet.
Zufüttern sollte als erstes immer heißen, dass das Baby möglichst die abgepumpte Muttermilch der eigenen Mutter bekommt. Diese wird idealerweise an der Brust zugefüttert, zum Beispiel durch eine kleine Spritze mit einem Saugaufsatz oder einem Brusternährungsset. Wenn diese beiden Varianten nicht möglich sind, ist auch das Füttern mit einem kleinen Becher eine gute Möglichkeit. Bei all diesen Methoden wird das Saugverhalten des Kindes nicht ungünstig beeinflusst. Aber generell gilt, dass es für jede Form der Zufütterung eine wirklich Indikation geben sollte und nicht leichtfertig zugefüttert wird. Eine Beratung durch die Hebamme oder eine Stillberaterin sollte dem immer voraus gehen. Denn gerade in den ersten Tagen und Wochen ist der Stillprozess sehr anfällig für Störungen durch äußere Einflüsse.
Anhaltspunkte für die Gewichtsentwicklung
Sämtliche Zahlen sind natürlich immer nur Anhaltspunkte zur Orientierung. Es muss immer individuell auf jedes Kind geschaut werden. So muss sicherlich auch nicht pauschal bei einer Gewichtsabnahme von zehn Prozent immer zugefüttert werden. Aber in vielen Fällen ist es eben doch erforderlich, weil auch andere Parameter wie die Ausscheidung des Kindes darauf hinweisen, dass es gerade nicht optimal gedeiht.
Anhaltspunkte, die neben der Gewichtszunahme ein gutes Gedeihen anzeigen, habe ich in diesem Artikel aufgeführt. Auch für die weitere Gewichtszunahme nach dem Erreichen des Geburtsgewichtes gibt es Anhaltspunkte. Die Wachstumskurven der WHO für Mädchen und Jungen beziehen sich auf die Gewichtsentwicklung von ausschließlich gestillten Kindern. Die durchschnittliche Gewichtszunahme sollte in den ersten acht Wochen bei 170 bis 330 Gramm in der Woche liegen. Zwischen dem dritten und fünften Monate sind 110 bis 330 Gramm pro Woche eine optimale Gewichtszunahme und dann bis zum siebten Monat gelten 70 bis 140 Gramm pro Woche als normal. Diese Angaben gelten immer für gesunde und im regulären Geburtszeitraum geborene Kinder.
Unter diesen Bedingungen hat ein Baby sein Geburtsgewicht ungefähr mit drei bis fünf Monaten verdoppelt. Die Gewichtsentwicklung von ausschließlich gestillten und oder ausschließlich mit künstlicher Säuglingsnahrung ernährten Babys verläuft unterschiedlich. Stillkinder nehmen in den ersten Wochen und Monaten erst schneller dazu und dann verlangsamt sich die Zunahme. Somit wiegen ausschließlich gestillte Babys in den ersten zwei bis drei Monaten mehr und ab dem vierten bis sechsten Monat weniger als nicht gestillte Säuglinge. Das ist wichtig zu wissen, weil Eltern gestillter Kinder oftmals verunsichert sind, wenn sich die anfangs recht große Gewichtszunahme dann nach und nach reduziert. Dieser Verlauf ist aber normal.
Zu häufiges Wiegen verunsichert viele Eltern
Wie häufig ein Baby überhaupt gewogen werden sollte, ist auch nicht pauschal zu beantworten. Es hat sich bewährt in den ersten Tagen täglich zu wiegen, um einen größeren Gewichtsverlust frühzeitig zu erkennen. Wenn das Baby wieder begonnen hat zuzunehmen, regelmäßig trinkt und gut ausscheidet, können die Wiegeabstände vergrößert werden. Auch nach dem Erreichen des Geburtsgewichtes, ist das Wiegen individuell zu handhaben, aber in den ersten sechs Wochen hat sich das Wiegen einmal pro Woche bewährt, um das Gedeihen anhand des Gewichtsverlaufs gut einschätzen zu können.
Bei manchen Kindern ist aber die gute Zunahme so offensichtlich, dass auch selteneres Wiegen völlig in Ordnung ist. Danach kann eine Gewichtskontrolle alle vier bis sechs Wochen oder entsprechend bei den U-Untersuchungen beim Kinderarzt sinnvoll sein. Das Wiegen vor und nach dem Stillen zur Ermittlung der getrunkenen Muttermilchmenge bringt in der Regel keine Vorteile, sondern führt oft nur zu großer Verunsicherung und voreiligen Interventionen im Stillprozess.
Ein zu häufiges Wiegen führt zudem eher zu einer Verunsicherung der Eltern, weshalb immer mit Hebamme oder Kinderarzt individuell vereinbart werden sollte, was für das jeweilige Baby passt. Das Wiegen sollte immer unter gleichen Bedingungen (am besten ohne Kleidung und Windel) mit der gleichen Waage zu einer ähnlichen Uhrzeit (zumindest bei täglichem Wiegen) stattfinden. Das Wiegen mit dem Kind auf dem Arm auf einer herkömmlichen Personenwaage ist viel zu ungenau. Es ist nicht für eine genaue Gewichtsbestimmung geeignet.
Entsprechende Babywaagen wiegen aufs Gramm (in 5- bis 10-Gramm-Schritten) genau und sind damit wesentlich besser geeignet. Die Hebamme bringt zu ihren Hausbesuchen eine passende Waage mit beziehungsweise hat der Kinderarzt diese in seiner Praxis. Nur in ganz seltenen Fällen sind tägliche Gewichtskontrollen durch die Eltern erforderlich, wofür eine elektrische Babywaage auf Rezept in der Apotheke ausgeliehen werden kann. Eine Waage gehört also nicht zur Erstausstattung für Babys. Ganz im Gegenteil führen zu viele Zahlen eher zur Verunsicherung im anfangs meist sehr herausfordernden Babyalltag.
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