Auch im Kontext Stillen gibt es immer wieder Begriffe, über die man stolpert, aber vielleicht gar nicht so genau weiß, was eigentlich damit gemeint ist. So fragen mich immer wieder Mütter, was denn „dieses Clusterfeeding“ bedeutet. Denn aus dem Englischen übersetzt heißt „to cluster“ unter anderem anhäufen oder ansammeln. Sammelt das Baby also Milch? Und wenn ja, wo und wie?
Tatsächlich wird der Begriff in Bezug auf das Stillen dazu verwendet, das meist abendliche häufige Stillen in kurzen Abständen zu beschreiben. Dieses Verhalten tritt vor allem bei noch kleinen Babys in den ersten Wochen auf. Zum einen ist zu diesem Zeitpunkt der Magen noch recht winzig. So können nur kleinere Milchmengen aufgenommen werden. Da die Muttermilch sehr gut verdaulich ist, meldet sich das Baby aber schon nach kurzer Zeit erneut. Auch der Umstand, dass das Stillen und Verdauen für kleine Babys sehr anstrengend ist, bedingt, dass sie dabei einschlafen und sich aber dann entsprechend häufiger melden.
Dieses Stillverhalten wird übrigens auch als Lagerfeuerstillen bezeichnet. Die meisten Mütter sitzen bei diesem abendlichen Stillmarathon wahrscheinlich nicht mehr am Feuer. Aber es empfiehlt sich trotzdem, es sich dabei schön gemütlich zu machen. Auch Essen und Trinken für sich selbst sollte in greifbarer Nähe sein. So kann die Stillende ebenfalls entspannt essen, während das Baby sein ganz eigenes Mehrgangmenü genießt. Immer wieder wird das Baby beim Stillen einschlafen, um kurz darauf wieder mit einem erneuten Stillbedürfnis aufzuwachen. Auch für die Mutter ist es sinnvoll, in diesen Momenten zu entspannen und vielleicht auch etwas zu dösen. Günstig ist es darum auch, wenn bequem im Liegen gestillt werden kann.
Zufüttern kann kontraproduktiv sein
Oft sind Mütter verunsichert und sorgen sich, ob ihre Milchmenge auch ausreicht, wenn sich ihr Baby in so kurzen Abständen meldet. Und sich eigentlich gar nicht so richtig entfernt von der Brust ablegen lässt. Doch dieses Stillverhalten ist ganz normal. Es sorgt dafür, dass sich die Laktation gut einspielt. Durch das häufige Saugen wird bei der Mutter nämlich reichlich das Hormon Prolaktin ausgeschüttet, das für die Milchbildung zuständig ist. Da das Hormon verzögert wirkt, wird somit bereits die Milchbildung für den folgenden Tag gesichert.
Oft folgt dem abendlichen Stillmarathon dann eine längere Schlafphase von bis zu fünf Stunden. Das Clusterfeeding ist also ein ganz normales Verhalten. Es wirkt sich positiv auf die Milchproduktion aus. Würde an dieser Stelle zugefüttert werden, könnte das sogar negative Auswirkungen auf eine ausreichende Milchbildung haben.
Wenn tatsächlich Bedenken bezüglich einer nicht ausreichenden Milchmenge vorhanden sind oder die Gewichtsentwicklung sowie die Ausscheidungen auf mögliche Probleme hinweisen, sollte man fachlichen Rat einholen. Mit der Hebamme oder Stillberaterin kann gemeinsam geschaut werden, welche Maßnahmen zur Milchmengensteigerung sinnvoll sind. Auch bei einem tatsächlichen Zufütterungsbedarf sollte immer individuell geschaut werden, womit und auf welchem Wege dies geschieht. Jede Zufütterung kann Auswirkungen auf das Stillen haben.
Muttermilch und Nähe tanken
Auch der Einsatz eines Beruhigungssaugers sollte gerade in den ersten Wochen wohl überlegt werden. Dieser kann zur Reduzierung der Milchmenge beitragen kann. Beim Saugen wird das Hormon Cholecystokinin ausgeschüttet, was beim Baby das Gefühl von Sättigung und Schläfrigkeit bewirkt. Dies geschieht auch beim Saugen an einem Schnuller. Nur bekommt es dabei keine Kalorien. Das Baby hat sich dann über seinen eigentlichen Hunger „hinweggeschnullert“. Das kann ungünstige Auswirkungen auf die Gewichtsentwicklung haben.
Das abendliche Dauerstillen hat also seinen Sinn und hilft dabei, die Milchmenge entsprechend dem Bedarf des Kindes zu steigern und anzupassen. Und neben der Sicherung der Milchbildung tankt das kleine Baby zusätzlich noch Nähe. Diese hilft ihm, die vielen neuen Tageseindrücke und Reize zu verarbeiten.
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