Meistens fragen Eltern nicht wirklich, ob die Redensart „Speikinder sind Gedeihkinder“ stimmt. Sie berichten mir aufgeregt, dass das Baby nach dem Stillen oder Füttern ALLES wieder ausgebrochen hat. Und tatsächlich könnte man das manchmal denken, wenn die ausgespuckte Milchlache sich im dunkelbraunen Haar und auf der Schulter der Mutter verteilt. Ein Speikind also?
In den ersten drei Lebensmonaten spuckt gut die Hälfte aller Babys regelmäßig nach dem Trinken. Mal rinnt die Milch anschließend aus dem Mund. Mal wird sie im hohen Bogen ausgespuckt. Häufig wird das Speien ab dem 4. Lebensmonat weniger. Es kann aber durchaus auch bis in die Beikostzeit anhalten. Wenn das Kind gut gedeiht, also zunimmt und sich auch sonst gut entwickelt, ist das Ganze höchstens ein Wäscheproblem. Und das lässt sich mit ausreichend Spucktüchern ein bisschen lindern.
Ursache für die Spuckerei ist, dass der Ventilmechanismus am Mageneingang noch nicht ganz ausgereift ist. Daher kann immer etwas Nahrung aus dem vollen Magen zurücklaufen. Das passiert entweder unmittelbar nach dem Trinken oder auch etwas später. Dann sieht die Muttermilch dann schon etwas angedaut aus.
Die „Bäuerchen“-Frage
Stillkinder sollten keinesfalls zwingend zum Aufstoßen animiert werden. Schon gar nicht muss man sie dafür wecken, wenn sie an der Brust einschlafen. Bei sehr hastig trinkenden Kindern kann es manchmal sinnvoll sein, sie zwischendurch beim Stillen zum „Bäuerchen“ hochzunehmen. Babys, die mit der Flasche gefüttert werden, sollten generell die Gelegenheit zum Aufstoßen bekommen. Sie schlucken beim Trinken einfach immer mehr Luft.
Dafür nimmt man das Baby einfach etwas aufrecht liebevoll auf den Arm und klopft sanft und vorsichtig auf seinen Rücken. Eine Anti-Kolik-Flasche kann das Luftschlucken zusätzlich etwas reduzieren. Vermehrt spuckende Babys profitieren auch von aufrechten Positionen nach dem Trinken. Das Tragen im Tuch oder einer guten Tragehilfe ist diesbezüglich sehr hilfreich.
Von der normalen Spuckerei, bei der das Speikind auch tatsächlich ein Gedeihkind ist, muss man das Krankheitsbild des Gastroösophagealen Refluxes abgrenzen. Hier ist der Reflux, also das Zurückfließen der Nahrung, so groß, dass die Kinder ständig größere Mengen erbrechen. Dies führt dazu, dass sie nicht mehr ausreichend zunehmen. Zudem sind sie meist sehr unruhig und zurecht unleidlich. Die Speiseröhre ist durch den sauren Mageninhalt ständig gereizt. Das ist unangenehm und schmerzhaft für die Babys. Auch eine Verengung im Magenausgangsbereich (die Pylorusstenose) kann ähnliche Symptome auslösen. Starkes Spucken oder Erbrechen kombiniert mit einem Gewichtsstillstand oder gar Gewichtsverlust gehören immer und zügig in kinderärztliche Hände.
Muttermilch im Überfluss
Das entsprechend zunehmende und sich wohlfühlende Baby darf weiter speien und gedeihen. Manchmal mindert es die Spuckerei etwas, wenn in aufrechterer Haltung gestillt oder gefüttert wird. Auch eher häufige und kleinere Mahlzeiten sind sinnvoll. Auf keinen Fall sollte das Baby aber dabei irgendwelchen restriktiven Mahlzeitenplänen ausgesetzt sein.
Bei zu starkem Milchfluss häufig kombiniert mit einer generell zu hohen Milchproduktion der Mutter als Ursache kann eventuell das gelegentliche Anbieten eines Schnullers zum „Nuckeln“ (non-nutritives Saugen) hilfreich sein. Außerdem sollte eine gleichzeitige Stillberatung erfolgen, bei der ein passendes Vorgehen für die zu hohe Milchproduktion besprochen wird. Ja, auch zu viel Milch kann große Probleme machen. Und die Mütter benötigen genauso Unterstützung wie diejenigen, deren Milchmenge nicht ausreichend ist.
Für unterwegs sollten Eltern eines Speikindes immer an genug Wechselwäsche denken – für das Baby und meist auch für sich selbst. Eine Kollektion an gut aufsaugenden Spucktüchern kann manchmal die häufigen Umziehaktionen etwas reduzieren. Und damit willkommen im Pipi-Kacka-Kotze-Land, liebe Eltern!
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