In Zeiten, in denen es immer schwieriger wird, überhaupt eine Hebamme zu finden, scheint dieser Beitrag fast nicht mehr so wirklich relevant zu sein. Trotzdem möchte ich zumindest theoretisch ein paar Tipps für die Hebammensuche geben – die tatsächlich in manchen Orten zu einer komplizierten Aufgabe geworden ist.
Das Wichtigste ist wohl mittlerweile, sich wirklich zeitnah zu kümmern. Genauso, wie meist schon bald nach dem Schwangerschaftstest der erste Frauenarzttermin vereinbart wird, sollte sich um das Thema Hebamme gekümmert werden. Vor allem werdende Mütter, die sich die 1:1-Begleitung einer Hebamme in der Klinik, zu Hause oder im Geburtshaus wünschen, sollten schnell sein. Oft sind die wenigen Kolleginnen, die überhaupt noch freiberuflich Geburtshilfe anbieten, für die kommenden sieben bis acht Monate komplett ausgebucht.
Die Hebamme kann von Anfang an die Schwangerenvorsorge inklusive aller empfohlenen Blutentnahmen durchführen. Nur die vorgesehenen Ultraschalluntersuchungen muss ein Frauenarzt durchführen. Die Hebammenbetreuung ist in der Regel auch im Wechsel mit dem Besuch beim Frauenarzt möglich. Bei Abweichungen und Risiken arbeitet die Hebamme ohnehin in Kooperation mit dem Gynäkologen. In manchen Praxen arbeiten Hebammen und Gynäkologen direkt zusammen. Welche Vorsorgeform bei einem normalen Verlauf passend ist, entscheidet einzig und allein die Frau. Der „Vorteil“ der Hebammenvorsorge ist meist, dass mehr Zeit zur Verfügung steht und die Beratung zu allen wichtigen Themen nicht zu kurz kommt.
Nicht jede Hebamme bietet alle Leistungen
Natürlich hilft eine Hebamme auch bei Schwangerschaftsbeschwerden weiter. Die Geburt kann sie außerklinisch als Hausgeburt oder im Geburtshaus begleiten oder als Beleghebamme in der Klinik. Einige Geburtshäuser arbeiten in Teams, so dass man von mehreren Hebammen betreut wird. Nach der Geburt begleitet die Hebamme das Wochenbett und kann dafür bis zu zwölf Wochen lang Hausbesuche machen. Wenn eine ambulante Geburt geplant ist, bei der die Eltern wenige Stunden nach der Geburt nach Hause gehen, ist von Klinikseite meist die Voraussetzung, dass dann auch eine Hebammenbetreuung zu Hause gegeben ist.
Es ist darum übrigens ganz wichtig, nach der Geburt oder am besten schon bei Geburtsbeginn auch die Hebamme fürs Wochenbett zu informieren. Denn nur so kann sie die Besuche in ihren Arbeitstag einplanen. Manche Eltern melden sich erst nach der Entlassung von zu Hause aus und sind dann enttäuscht, wenn die Hebamme nicht gleich kommen kann. Der errechnete Geburtstermin (ET) ist für Eltern und für die Hebamme ja nur ein ungefährer Anhaltspunkt. An den ET halten sich die wenigsten Kinder. Darüber hinaus kann die Hebamme bei Ernährungsfragen bis zum Ende des neunten Lebensmonats des Kindes beraten. Stillende Mütter können die Hilfe bis zum Ende der Stillzeit in Anspruch nehmen.
Auch Geburtsvorbereitung und Rückbildungsgymnastik gehören zum Spektrum der originären Hebammentätigkeit. Aber nicht jede Hebamme bietet alle Leistungen an. Und auch nicht jede Frau hat Bedarf an allen Leistungen. Deshalb kann man sich für die Hebammensuche schon mal grob vorab seine Wünsche überlegen und gezielt danach suchen.
Hebammensuche im Internet
In vielen Städten gibt es regionale Hebammenlisten online oder auch in Papierform. Auf der Online-Plattform des Deutschen Hebammenverbandes zur Vermittlung von Hebammenleistungen finden sich viele Hebammen. Auch unter hebammensuche.de kann man nach Postleitzahl und Tätigkeitsgebieten suchen. Auch beim Familienportal Kidsgo gibt es ein umfangreiches Hebammenverzeichnis. Man kann aber auch einfach das Stichwort Hebamme und die Stadt bzw. Stadtteil oder Region in die Lieblingssuchmaschine eingeben. Die wird dann die Angebote von freiberuflichen Hebammen, Hebammenpraxen und Geburtshäusern finden. Dort ist dann hoffentlich stets das aktuelle angebotene Leistungsspektrum aufgeführt.
Natürlich ist es wichtig, dass die Hebamme gut zu einem passt und man sich mit der Betreuung wohl fühlt. Dies ist aber kein Grund, zu Beginn der Schwangerschaft ein großes Hebammencasting zu veranstalten, um dann die „Beste“ auszuwählen. Denn das hat mehrere Nachteile – für beide Seiten übrigens.
Zum einen sieht die Hebammengebührenordnung nur ein Vorgespräch mit der Hebamme vor, das auch vergütet wird. Nur Frauen, die eine außerklinische Geburt planen, können zur Geburtsplanung noch ein zweites Vorgespräch in Anspruch nehmen. Das heißt, wenn jemand mehrere Hebammen zum „Kennenlernen“ einlädt, muss diese Leistung dann privat bezahlt werden. In der Regel dauert so ein Termin eine gute Stunde, weil doch sehr viele Fragen bezüglich der neuen Lebenssituation vorhanden sind.
Nicht Sonntagsmorgens per Telefon nach freien Kapazitäten fragen
Es ist also sinnvoll, erst einmal einen Termin mit einer Hebamme zu vereinbaren. Ob es die passende Hebamme ist, entscheiden sicherlich nicht das Bild auf der Homepage, die Zusatzqualifikationen oder die Anzahl ihrer eigenen Kinder. Darum muss man auch nicht akribisch die mittlerweile zahlreichen Homepages vieler Hebammen durchstudieren. Diese sollen nämlich vor allem einen kleinen Eindruck über die Hebammenarbeit und die Möglichkeit zur Kontaktaufnahme geben. Und auch die Hebamme, die die eigene beste Freundin als ganz wunderbar beschreibt, muss im eigenen Kontext nicht die passende sein.
Noch ein kleiner Tipp am Rande von Christian, erfahrener Hebammenmann: „Es sorgt nicht für die beste Laune bei Hebammen, wenn jemand am Sonntagmorgen um sieben Uhr anruft, um nach freien Kapazitäten zu fragen. Natürlich sind Hebammen oft mehr oder weniger rund um die Uhr im Einsatz. Aber das bezieht sich auf Notfälle von Frauen in der Betreuung. Wobei die Hebammensuche ja mittlerweile auch mehr und mehr zum Notfall wird, weil es immer weniger gibt.“
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