Der besonders während der Baby- und Kleinkindzeit oftmals dahingesagte Satz „Das ist nur eine Phase“ – ich kenne ihn gut! Aus meinem Alltag als Hebamme und auch als Mutter von vier Kindern. Und ja, der Gedanke, dass bestimmte schwierige Situationen vorübergehen, kann durchaus tröstend sein – langfristig gedacht. Kurzfristig betrachtet kann er den von dieser Phase gerade betroffenen Eltern vermitteln: „Da musst du halt durch.“ Tatsächlich ist es oftmals so, dass wir am Ende vieles nicht wirklich beeinflussen können und auf eine Art „da durch müssen“. Aber man kann schon besser oder schlechter durch Krisenzeiten kommen.
Für mein Gegenüber ist es meist relativ irrelevant, wie gut ich persönlich durch eine bestimmte Phase gekommen bin, wenn gerade die eigenen Kräfte schwinden. Die Elternakkus sind verschieden gut gefüllt. Darum gibt es wie so oft auch keine Patentlösungen, die für alle identisch umsetzbar sind.
Das Positive an diesem Satz ist sicherlich, dass er vermitteln kann, dass zum Beispiel ein bestimmtes Verhalten des Babys normal ist. Dass sich solche Phasen bei allen oder zumindest sehr vielen Kindern zeigen. Oder dass eben nichts am Kind „kaputt“ ist und vor allem, dass die Eltern nichts falsch gemacht haben.
Auch die Aussicht, dass Phasen eben vorübergehen, kann eine tröstende Aussicht sein, wenn es gerade schwer und erschöpfend im Elternleben zugeht. Deshalb ist es nicht generell falsch, diesen Satz anderen Eltern zu sagen, wenn die von ihrem gerade harten Elternalltag erzählen. Aber die Phasen-Phrase sollte nicht ohne wichtige Zusätze einfach so stehen bleiben.
Wie fühlt sich die Phase für dich an?
Darum ein paar Anregungen zur Erweiterung:
„Es ist nur eine Phase. Aber die ist gerade echt schwer. Ich erinnere mich noch gut an meine Gefühle in dieser schwierigen Zeit. Mir hat damals geholfen, dass… Wie fühlt es sich für dich an?“
Es ist nur eine Phase. Die hat mich damals sehr herausgefordert. Mir hat damals geholfen, dass… Was könnte für dich jetzt hilfreich sein ?“
„Es ist nur eine Phase. Und ich bin für dich da, bis sie vorüber ist. “
„Es ist nur eine Phase. Aber wenn man gerade mittendrin steckt, tröstet das wenig. Möchtest du mir erzählen, wie es dir gerade geht?“
„Es ist nur eine Phase. Aber eine verdammt schwere Phase. Wollen wir zusammen schauen, wie ich dich in dieser Phase unterstützen kann ?“
„Es ist nur eine Phase. Lass uns zusammen schauen, wie ihr als Familie gut durch diese Phase kommt, bis sie vorüber ist.“
„Es ist nur eine Phase. Aber der Elternalltag lässt manchmal wenig Zeit zwischen den ganzen verschiedenen Phasen. Darum ist es wichtig, jetzt zu schauen, wie du mit deinen Kräften gut haushalten kannst, statt einfach nur durchzuhalten.“
Kraft und Zuversicht durch Zuspruch
Und natürlich kann man den Phasen-Satz auch einfach ganz weglassen. Hätte mir meine Hebammen in den Übergangsphase der Geburt gesagt, dass „das ja nur eine Phase sei“, hätte ich sie wahrscheinlich aus dem Geburtsraum geschmissen.
Aber der Zuspruch, dass wir jetzt zusammen durch diese echt schwere Phase der Geburt gehen, gab mir wieder Kraft und Zuversicht. Und genau darum geht es immer wieder in allen herausfordernden Phasen des Elternseins.
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