Während meiner Schwangerschaft fragte mich eine Leserin, ob wir uns Sorgen machen bezüglich des Altersabstandes zwischen den Kindern. „Habt ihr keine ,Angst‘, dass das Baby bei vier oder mehr Jahren Altersabstand nichts mit den Geschwistern anfangen kann? Und die Geschwister mit ihm?“
Nun, tatsächlich machten wir uns diesbezüglich wirklich gar keine Sorgen. Zwischen dem zweiten und dem dritten Kind liegen ja ebenfalls vier Jahre und der Abstand zum ersten ist ja sogar noch wesentlich größer. Eine Beziehung haben alle drei Kinder zueinander. Sie spielen miteinander, aber machen auch alle ihr Ding. Auch die beiden Mädchen, zwischen denen ja „nur“ zweieinhalb Jahre Abstand liegen.
Aus der Hebammenarbeit weiß ich, dass die Frage des vermeintlich idealen Alterabstands von Geschwistern viele Eltern beschäftigt. Doch eine wirkliche Antwort gibt es darauf nicht. Denn man kann immer nur auf Erfahrungen mit den eigenen Geschwistern oder Beobachtungen im Umfeld blicken. Diese haben aber nichts mit den kleinen oder größeren Menschen zu tun, die in eine Familie hineingeboren werden – in welchem Abstand auch immer. Ob Geschwister sich mögen oder etwas miteinander anfangen können, ist von vielen Faktoren abhängig. Aber sicherlich nicht einzig allein vom Alter.
Alle Kinder sind ein Teil von uns
Wir haben Schulkinder, ein Kleinkind und bald wieder ein Baby. Ich finde es persönlich wirklich wunderbar, so jeden Tag so viel Vielfalt erleben zu dürfen. Denn jede Zeit im Elternleben bringt ganz eigene wunderbare, aber natürlich auch bisweilen anstrengende Dinge mit sich. Es ist wundervoll, die ungebremste Begeisterung für viele kleine Dinge des Vierjährigen zu sehen. Mit dem großen Kind zum Teil schon richtig tiefgründige Gespräche zu führen, ist allerdings auch toll. Ich mag es, wenn die Kinder miteinander spielen. Aber genauso schön ist es auch sie zu erleben, wenn sie mit ihren gleichaltrigen Freunden unterwegs sind.
Es ist natürlich prima, wenn sich Kinder miteinander beschäftigen. Dennoch habe ich nicht den Anspruch, dass sie identische Interessen haben müssen. Und so sehe ich gerade bei unseren Töchtern, dass sie beide auch ganz unterschiedliche Dinge gerne machen. Aber natürlich gibt es auch sehr viel Zeit, die gemeinsam verbracht wird. Auch der Kleinste ist da nicht außen vor. Dieses idealerweise vorhandene enge Band zwischen Geschwistern ist, glaube ich, keine Frage des Alters. Dahinter steckt eher ein Gefühl, sich mit einem anderen Menschen auf ganz besondere Weise verbunden zu fühlen.
Deshalb habe ich keine Sorge, dass unser Baby da keinen Platz finden wird. Schon jetzt sehen wir ja, wie präsent der kleine Mensch in meinem Bauch für seine Geschwister ist. Jedes Kind drückt das auf seine Weise aus. Und gerade das finde ich so großartig. Alle Kinder sind ein Teil von uns – und doch ist jedes trotz der gleichen Eltern und auch äußeren Ähnlichkeiten auf seine Weise ganz besonders und individuell. Und wir sind gespannt, wie unser viertes Kind sein wird.
Zu jedem Kind gehört immer auch ein bisschen ein Wunder
Erfahrungsgemäß ist es schon so, dass sehr kurze Altersabstände der Kinder viel von den Eltern fordern. Einfach deshalb, weil dann zwei oder drei kleine Menschen da sind, die einfach altersentsprechend viele Bedürfnisse mitbringen. Doch auch in dieser Hinsicht sind die Kräftekapazitäten für jede Familie anders. Während sich die eine Mutter noch innerhalb des ersten Babyjahres eine erneute Schwangerschaft vorstellen kann, ist für andere dieser Gedanke in den ersten zwei oder drei Jahren völlig unvorstellbar. Tatsächlich ist es auch da gut, einfach zu schauen, wie es einem persönlich damit geht und nicht, in welchem Abstand die anderen Frauen aus der Krabbelgruppe wieder schwanger geworden sind.
Ein weiterer Aspekt bezüglich des idealen Altersabstandes ist auch die Frage, ob wir Menschen eine Familie überhaupt so planen können, wie wir uns das vorstellen. Gerade Paare, die lange Zeit – zum Teil viele Jahre – auf ein Kind warten müssen, wissen, dass sich das längst nicht immer alles so steuern lässt, wie wir es gerne hätten. Zu jedem Kind gehört immer auch ein bisschen ein Wunder. Und diese Wunder geschehen halt einfach und lassen sich nicht herbeiplanen. Natürlich kann man sich als Eltern überlegen, ob man sich entscheidet, nicht mehr zu verhüten und ein Kind von Herzen einzuladen, zu kommen. Aber ob und wann das geschieht, liegt letztlich nicht wirklich immer in unser Hand.
Deshalb gibt es wahrscheinlich für jede Familie nur den individuell idealen Altersabstand zwischen den Geschwistern. Und auch sehr große Abstände von zehn und mehr Jahren führen oft zu ganz wundervollen, innigen Geschwisterbanden. Denn Liebe ist ja ohnehin keine Frage des Alters.
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