Der Satz „Mein Kind hatte bei der Geburt die Nabelschnur um den Hals“ schnürt einem vielleicht schon beim Hören ein wenig die Luft ab. Denn viele Menschen assoziieren damit, dass das Kind auch tatsächlich Probleme mit diesem Umstand hatte. Dabei ist das meistens gar nicht der Fall. Rund 20 Prozent aller Kinder haben bei der Geburt die Nabelschnur um Hals, Körper oder ein anderes Körperteil „gewickelt“.
Vor allem, wenn diese Umschlingung locker ist, resultieren daraus keine Probleme, die das Kind unter der Geburt irgendwie gefährden würden. Doch selbst etwas straffere Umwickelungen sind oft nur ein Zufallsbefund nach einer komplikationslosen Geburt. Normalerweise ist die Nabelschnur etwa 55 Zentimeter lang. Es gibt aber durchaus kürzere und auch wesentlich längere Varianten von bis zu 150 Zentimeter. Die tendieren eben auch vermehrt zu Umschlingungen. Eine erhöhte Fruchtwassermenge kann dies zusätzlich begünstigen.
Manchmal kann man den Verlauf der Nabelschnur per Ultraschall sehen. Aber es wird nicht gezielt danach geschaut. Denn eine vorab erkannte Nabelschnur-Umschlingung hätte keine Konsequenz in Bezug auf den Geburtsverlauf. Denn wie eingangs geschrieben stellt sie meist kein Problem dar. Wenn die Lage der Nabelschnur doch Schwierigkeiten bereiten sollte, wäre dies im Geburtsverlauf erkennbar. Dies ist aber dann nicht ein „Luft abdrücken“, was man vielleicht bildlich vor Augen hat. Schließlich atmet das Baby ja im Bauch noch gar nicht.
Probleme durch Nabelschnur-Umschlingung unter der Geburt?
Komplikationen, die auftreten können, sind eine Kompression der Nabelschnur, die die Versorgung des Kindes verschlechtern könnte. Oder die zu kurze bzw. zu straff umschlungene Nabelschnur hindert das Baby daran, im Becken seiner Mutter entsprechend tiefer zu treten. In beiden Fällen kommt es zu Abfällen der kindlichen Herzfrequenz, was beim Abhören der Herztöne (Auskultation) oder im CTG sichtbar wird. Manchmal muss die Hebamme auch direkt nach der Geburt des Köpfchens versuchen, die Nabelschnur so zu lösen, dass das Kind komplett geboren werden kann. In seltenen Fällen kann auch mal ein vorzeitiges Abnabeln erforderlich sein.
Wenn durch die Nabelschnur-Umschlingung sehr gravierende Probleme unter der Geburt auftreten, wird die Geburt möglichst rasch beendet. Die geschieht entweder durch einen eiligen Kaiserschnitt oder vaginal-operativ zum Beispiel mit einer Saugglockengeburt. Das ist abhängig davon, wie tief das Baby schon im Becken liegt – und natürlich von der jeweiligen Situation. Doch diese Szenarien sind zum Glück wirklich selten. In den meisten Fällen zeigt sich tatsächlich nur zufällig nach der Geburt, dass das Baby seine Nabelschnur einmal oder mehrmals um den Hals „trägt“, ohne dass die Geburt an irgendeiner Stelle auffällig verlaufen ist.
Auch wenn man als werdende Eltern manchmal durchaus beängstigende Bilder oder Gedanken im Kopf hat, sollte man daran denken, dass die Natur es doch ziemlich perfekt einrichtet, dass die meisten Kinder gesund und ohne Probleme geboren werden. Das Bild der „Nabelschnur um den Hals“ sollte also nicht generell ein bedrohliches Szenario darstellen. Es ist darum auch immer wichtig, den Eltern alles gut zu erklären, was sie während der Geburt ihres Kindes sehen und erleben.
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