Via Instagram postete ich vor einiger ein Bild von mir und meiner Kollegin aus dem OP-Bereich des Kreißsaales. Verdeckt mit Mundschutz und Haube ist nicht ganz ersichtlich, ob wir lächeln, aber wir sehen auch nicht gerade unglücklich aus. Eine Kommentatorin stellte in Frage, ob es passend sei, von dieser Situation überhaupt ein halbwegs fröhliches Bild zu machen. Ich finde, das darf man machen.
Natürlich entstand das Bild nicht im Setting eines Notkaiserschnittes, bei dem keiner Zeit hätte, irgendetwas anderes zu tun, als dafür zu sorgen, dass Mutter und Kind aus ihrer Not gerettet werden. Es war ein geplanter Kaiserschnitt mit einer Indikation, die eine Spontangeburt ausschloss. Dieser Geburtsweg war nicht die erste Wahl der werdenden Eltern. Doch gestern war der Geburtstag ihres Kindes. Ein freudiger Tag, an den sie sich ein Leben lang erinnern werden.
Und jede Familie verdient einen bestmöglichen Start. Es ist sicherlich nicht möglich, einen Operationsaal mit freundlichen Bildern, Vorhängen in warmen Farben und Kerzen auszustatten. Es ist auch nicht möglich, dass das Team im OP auf Mundschutz und Haube verzichtet, die einen Großteil des Gesichtes verdecken und alles automatisch ein bisschen unpersönlich machen. Doch es ist oft möglich, das Kind in freudiger und gelassener Stimmung zu empfangen.
Auch im Operationssaal guter Dinge sein
Man kann sich mit den Eltern freuen. Etwa wenn der operierende Arzt, nachdem der Kopf geboren ist, das OP-Tuch runternimmt. So können die Eltern sehen, wie ihr Kind aus dem Bauch „aussteigt“. Ihnen ermöglichen zu sehen, wie es seine Händchen noch vor den Schultern herausstreckt, fast als ob es dort hinaus klettern möchte. Dass es seine ersten zarten Schreie macht, schon bevor es ganz aus dem Bauch seiner Mutter geschlüpft ist. Dass der Vater die Nabelschnur selbst durchtrennen kann.
Es ist möglich, während des Kaiserschnitts liebevoll mit dem Kind zu sprechen. Und mit den Eltern. Es ist möglich, dass die Hebamme das Kind sofort den Eltern gibt. Damit es Hautkontakt mit ihnen bekommt und ein erstes Verlieben stattfinden kann. All das und vieles mehr ist möglich, wenn ein Kind im OP geboren wird. Und das ist ein Grund zu lächeln, natürlich auch unter dem Mundschutz.
Ein Kaiserschnitt ist für viele Mütter sicherlich nicht das ideale Szenario, wie sie sich die Geburt ihres Kindes erhofft haben. Und es gibt auch manchmal höchst dramatische Situationen im Kreißsaal-OP, die keine Zeit und keinen Raum für die eben genanten Dinge lassen. Doch viele Kaiserschnitte finden in Ruhe oder eben gar komplett geplant statt, so dass die Mutter in Spinalanästhesie die Geburt miterleben kann. Und auch die Väter haben dann ihren Platz direkt an der Seite ihrer Frauen.
Die Geburt im OP gibt also oft genug einen Grund, auch im Operationssaal guter Dinge zu sein. Denn schließlich ist es nicht einfach nur ein Operationssaal, sondern dann der Geburtsort eines kleinen Menschen, an dem er von seinen Eltern empfangen wird – wenn auch unter etwas erschwerten Bedingungen. Eine von mir im Wochenbett begleitete Frau erzählte mir neulich, dass der Arzt im OP „Happy Birthday“ für ihr damals soeben geborenes Kind gesungen habe. Eine schöne Geste, denn auch ein Kaiserschnitt ist eine Geburt. Und tatsächlich ein Grund zum Lächeln oder Singen.
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