Dieser Artikel könnte wohl mein kürzester werden. Denn trotz aller blumigen Versprechen der Kosmetikindustrie gibt es kein wirklich nachweisliches Wundermittel, das die Schwangerschaftsstreifen (Striae gravidarum) tatsächlich verhindern kann. Denn dehnen muss sich die Haut, wenn der Bauch mit dem Baby darin nach und nach wächst. Je nachdem, wie die persönliche genetische Veranlagung der Bindegewebselastizität ist, kann das Spuren hinterlassen.
Die Überdehnung des Bindegewebes führt zu irreparablen Rissen in der Unterhaut. Diese sind dann als bläulich-rötliche Streifen sichtbar. Nach der Schwangerschaft verblassen sie, bleiben aber als hell weisslich schimmernde Streifen weiter mehr oder weniger sichtbar. Therapieansätze wie das Lasern oder die Anwendung bestimmter Cremes, die die Sichtbarkeit nach der Geburt verringern sollen, helfen nur eingeschränkt. Letztlich handelt es sich um feine Narben, die im Unterhautgewebe verbleiben.
Dehnungsstreifen können aber auch unabhängig von einer Schwangerschaft auftreten, etwa bei einer hohen Gewichtszunahme. In der Schwangerschaft ist zusätzlich die Elastizität der Haut hormonell bedingt vermindert. Daher treten sie in dieser Zeit besonders häufig auf. Meist gibt es eine familiäre Häufung, was das Auftreten betrifft. Das heißt, wenn die eigene Mutter Schwangerschaftsstreifen hat, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, selbst welche zu bekommen.
Manche Frauen sind seltener von Striae-Bildung betroffen
Auch eine schnelle Gewichtszunahme in der Schwangerschaft sowie Mehrlingsschwangerschaften begünstigen die Entstehung. Das Alter scheint ebenfalls eine Rolle zu spielen. So kann man das vermehrte Auftreten von Schwangerschaftsstreifen bei sehr jungen Erstgebärenden beobachten. Hier ist das Gewebe oft noch sehr straff und nicht entsprechend „vorgedehnt“. Daher kommt er häufiger zu Rissen.
Auch der Hormonstatus ist mit verantwortlich. Mütter mit einer ersten Schwangerschaft nach ihrem 35. Lebensjahr sind deshalb wiederum seltener von der Striae-Bildung betroffen. Doch die Familienplanung sollte sicherlich nicht nach dem „Risiko“ für die Entstehung von Schwangerschaftsstreifen gewichtet werden. Es gibt von Expertenseite auch die Vermutung, dass erhöhter Stress die Entstehung begünstigen könnte, weil der dann ausgeschüttete Botenstoff Cortisol die Hautelastizität verringert, was zur Entstehung von Rissen beiträgt. Während der Schwangerschaft wird das „Stresshormon“ Cortisol generell vermehrt von der Nebennierenrinde ausgeschüttet. Im Umkehrschluss weisen aber viele Dehnungsstreifen nicht automatisch auf eine stressige Schwangerschaft hin.
Schwangerschaftsstreifen sind weder vorhersehbar noch wirklich zu verhindern
Hellhäutige Frauen bekommen eher Schwangerschaftsstreifen als dunkelhäutige Frauen. Meist treten sie am Bauch und an den Brüsten auf. Aber auch Gesäß, Hüften und die Oberschenkel können betroffen sein. Die ersten Streifen können um die 25. Schwangerschaftswoche auftreten. Manchmal passiert es früher und bei vielen Frauen auch erst gegen Ende der Schwangerschaft. Ich habe es schon erlebt, dass bei Müttern erst unter der Geburt das Gewebe entsprechend nachgab und es zu Dehnungsstreifen kam. Das Auftreten von Schwangerschaftsstreifen ist weder vorhersehbar noch wirklich zu verhindern.
Es gibt aber durchaus ein paar Strategien, die zumindest einen schützenden Effekt haben können. Konkret belegt ist das nicht. Und es hat nichts mit den teuersten Produkten der Kosmetikindustrie zu tun. Die Förderung der Bindegewebsdurchblutung sowie Maßnahmen, die es stärken, können aber ausprobiert werden. Und sie tragen ja auch noch auf anderen Ebenen zum Wohlbefinden im sich in der Schwangerschaft so stark verändernden Körper bei.
Es sollten Dinge vermieden werden, die das Bindegewebe belasten. Dazu gehören heiße, lange Bäder, zu enge Kleidung und Rauchen (das sollte natürlich generell in der Schwangerschaft vermieden werden). Dazu ist es sinnvoll, Maßnahmen durchzuführen, die das Bindegewebe stärken. Das sind moderater Sport (eine gute Muskulatur entlastet das Binde- und Stützgewebe), Wechselduschen (regen die Durchblutung an) oder Massagen (leicht rollend oder zupfend) an Bauch, Brust, Oberschenkel und Hüften.
Gute Ernährung kann bei Vorbeugung helfen
Auch Vitamin E-haltigen Ölen (etwa Weizenkeimöl) wird eine positive Wirkung auf die Bindegewebselastizität nachgesagt. Bei vorzeitiger Wehentätigkeit sollte die Massageintensität entsprechend angepasst werden (immer in Rücksprache mit Hebamme oder Frauenarzt). Auch anderen pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Tigergras, Hagebuttenkern- oder Jojobaöl werden Eigenschaften wie die Verbesserung der Elastizität oder Feuchtigkeitsversorgung der Haut nachgesagt.
Ein Versuch ist das regelmäßige Einölen und Massieren also auf jeden Fall wert. Auch wenn man vielleicht trotzdem nachher mit den Spuren einer besonderen Zeit weiter durchs Leben gehen wird, ist es nie umsonst gewesen. Denn die Zeit des Pflegens und Massierens ist immer gut investierte Zeit in sich selbst. Jede Berührung von außen kommt außerdem beim Baby an.
Auch die Investition in eine gute Ernährung sollte nicht nur der Verhinderung von Schwangerschaftsstreifen dienen. Ausreichend trinken und eine gesunde, vitamin- und eiweißreiche Kost mit viel Gemüse tun sowohl der Schwangeren als auch dem Baby gut. Generell sind Schwangerschaften große Umbruchphasen in unserem Leben und das zeigt sich auch äußerlich. Es ist eine großartige Leistung, die ein Frauenkörper da vollbringt. Es tut gut, den Blick darauf zu richten, was der Körper alles schafft, um somit auch diese kleinen Spuren eines großen Wunders wohlwollend annehmen zu können.
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