Wenn man als Mutter länger als die in Deutschland üblichen durchschnittlichen sieben Monate stillt, hört man öfter mal die Frage, wie lange man dies denn noch weiter tun möchte. So kann man sich in den ersten Jahren immer noch mit der WHO-Empfehlung herausreden, die neben entsprechender Beikost eine Gesamtstilldauer von 24 Monaten empfiehlt. Ganz genau wird da sogar gesagt: „… bis zum zweiten Geburtstag oder darüber hinaus, wenn Mutter und Kind das wünschen.“
Für einige Menschen ist jedoch schon eine Stillzeit über die ersten sechs Monate hinaus befremdlich. Doch immerhin sind die Stillkinder dann noch Babys, die man ja im ersten Lebensjahr auch so treffend Säuglinge nennt. Gestillte Kleinkinder sind aber ein selteneres Bild im Alltag. Das ist sicher auch der Grund, warum es bisweilen manche Mitmenschen so kritisch sehen. Es ist einfach scheinbar nicht normal. Die Definition des Wörtchen „normal“ besagt übrigens folgendes: So geartet, wie es sich die allgemeine Meinung als das Übliche oder Richtige vorstellt.
Über die Babyzeit hinaus stillen normal
Doch dabei wird eine Meinung komplett vergessen – nämlich die der Kinder. Für die ist es nämlich ganz normal, auch über die Babyzeit hinaus zu stillen. So liegt das natürliche Abstillalter durchschnittlich zwischen zwei und vier Jahren. Und zumindest im ersten Lebensjahr stillen sich Kinder in der Regel nicht von alleine ab. Natürlich sind immer zwei Personen am Stillen beteiligt. Und so kann und darf die stillende Mutter auch andere Wünsche bezüglich der Stilldauer haben. Allerdings ist der Einfluss der Gesellschaft, die die vermeintliche Norm der Stilldauer festlegt, oft mit maßgeblich für die Entscheidung zum früheren Abstillen.
Während das Stillen eines kleinen Babys gesellschaftlich ja sogar erwünscht ist – was es für nicht stillende Mütter oft auch schwierig macht – kippt das Ganze bereits in der zweiten Hälfte des ersten Lebensjahres. Und nach dem ersten Geburtstag werden dann sämtliche Argumente aus der Vorurteilskiste geholt, um gegen das lange Stillen zu argumentieren. Da ist dann alles dabei vom armen Kind, das ja nix anderes außer Muttermilch zu essen bekommt bis hin zur Bindungsstörung durch zu große Abhängigkeit von der Mutter.
Meine gewünschte Normalität wäre es ja, wenn sich außer der jeweiligen Mutter und ihrem Kind andere Menschen keine oder zumindest nicht allzu viele Gedanken um die persönliche Stilldauer der beiden machen würden. Aber wie in allen Bereichen unseres Elternlebens bleibt einfach kein Thema unkommentiert. Und schon gar nicht so ein emotionales Thema wie das Stillen.
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