Immer wieder lese oder höre ich, wie schwierig es für Mütter beruflich oder auch mal privat ist, länger weg zu sein – vielleicht gar mit Übernachtung. Da werden sich riesige Gedanken gemacht, was diese Mütter alles im Vorfeld organisieren müssen. Manche kochen sogar vor. Oder legen für die Kinder die Sachen für die Abwesenheitstage raus. Oft geht das alles noch mit einem schlechten Gewissen einher, ob nun gegenüber den Kindern oder dem Partner, der natürlich mehr zu tun hat als sonst.
Wenn ich (meist beruflich für Vorträge) verreise, packe ich abends meinen Koffer. Ich küsse bei der Abreise meinen Mann und die Kinder und gehe. Wenn wir telefonieren, dann aus Sehnsucht und nicht weil ich überprüfen muss, ob zuhause ohne mich alles läuft. Denn es läuft alles. Christian ist der Vater unserer Kinder und außer Schwangerschaft, Geburt und Stillen gibt es hier keine Aufgabe rund um die Kinder, die wir uns nicht teilen könnten.
In manchen Dingen bin ich vielleicht ein bisschen besser, in vielen Dingen aber auch er. Wobei Elternschaft nie ein Wettbewerb ist, sondern im besten Fall immer ein Miteinander. Nun, auf jeden Fall ist es auch für Christian kein Hexenwerk, die Kinder eine Zeit lang allein zu versorgen – oder wenn es auch irgendwelchen Gründen wie Krankheit oder Wochenbett erforderlich wäre auch länger. Natürlich ist zu zweit fast immer alles einfacher. Und der Respekt vor Eltern, die ihre Kinder dauerhaft alleine erziehen, ist bei uns beiden sehr groß.
Rollenverteilung zur Zufriedenheit aller Familienmitglieder
Aber es ist kein Problem oder gar mit einem schlechten Gewissen verbunden, wenn einer von uns unterwegs ist. Denn die Kinder sind dann immer in guten Händen – ob nun bei mir oder bei Christian. Das Wissen darum macht vieles einfacher und mehr möglich. Auch durch kranke Kinder bedingte berufliche Ausfälle werden so verteilt, dass es sich letztlich auch ohne Nachrechnen fair anfühlt.
Für uns funktioniert das Teilen von Aufgaben gut, nur das gegenseitige Vertrauen macht die Vereinbarkeit von Familie und Beruf mit allen Herausforderungen letztlich möglich. Natürlich muss jede Familie für sich schauen, was persönlich passt. Auch ganz andere Rollenverteilungen können zur Zufriedenheit aller Familienmitglieder führen. Aber ein schlechtes Gewissen müssten gerade Mütter sicherlich deutlich seltener haben, wenn die unmittelbare aber auch die emotionale Verantwortung für die Kinder gleichmäßig auf die Schultern beider Eltern verteilt wird. Wenn ich also „gehe“, habe ich zwar immer ein bisschen Sehnsucht im Gepäck, aber bestimmt nie ein schlechtes Gewissen.
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